Was hat Freude und Entspannung mit Gesundheit zu tun? Und was hat das mit dem Vagus Nerv zu tun?
Außerdem, warum reagieren achtsame Menschen, die meditieren auf äußere Eindrücke gelassener und sind weniger anfällig für Stress und übertriebene Angstreaktionen?
Es ist schon längst bekannt, dass unser Lebensstil einen großen Einfluss auf unseren Körper, Geist und Seele hat. Des Weiteren, haben wir ins uns ein perfektes System, das autonome Nervensystem, das in uns für Schutz und Verteidigung aber auch für Zufriedenheit und Wohlbefinden sorgt. Das autonome Nervensystem teilt sich in Sympathikus und Parasympathikus auf. Der Sympathikus aktiviert den Körper, beeinflusst die Herz- und Atemfrequenz, den Blutdruck usw. und macht ihn zu Kampf und Flucht bereit. Der Parasympathikus hingegen reguliert Ausscheidung, Verdauung und Sexualität und ist für Ruhe, Entspannung und Erholung zuständig.
Wie der Name schon sagt, unser autonomes Nervensystem ist autonom und nicht steuerbar. Aber was hat das alles mit Freude, Entspannung und mit unserer Gesundheit zu tun? Um die Zusammenhänge besser verstehen zu können, lassen Sie sich von mir auf eine kleine Reise in die Welt des Vagusnervs in unsere Körper entführen.
Als wichtiges Bindeglied zwischen Körper und Geist ist der Vagusnerv. Er ist der größte und längste Nerv des Körpers, der zentrale Teil des Parasympathikus. Das Wort Vagus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Wanderer.“ Dies ist eine sehr passende Bezeichnung, da er quasi durch den ganzen Körper wandert. Unser Atemapparat ist auch mit dem Vagusnerv verbunden. Da wir unseren Atem willentlich beeinflussen können, kommen hier die o.g. Freude und Entspannung ins Spiel. Signale im Vagusnerv werden durch unsere Atemfrequenz moduliert und dies löst im Körper Entspannungsreaktionen aus. Die meisten Menschen in der westlichen Welt atmen sehr flach und sind somit eher Stress gefährdet.
Aber schauen wir es uns weiter an, wie alles mit allem zusammenhängt. Der Vagus, der zehnte Hirnnerv ist eine Art Kommunikationszentrale, wenn es um die Steuerung von Funktionen verschiedener Zellen und Organe geht. Wie ein „Dirigent eines Symphonieorchesters“ ist er in der Lage, den Zustand alle inneren Organe sensorisch wahrzunehmen und die richtigen Signale zu empfangen und an sie zurück zu senden. Der Nerv verläuft vom Hirnstamm seitlich hinten den Ohren, den Hals entlang durch die Brusthöhle, durch den Bauch bis in den Unterleib und endet in vielen Verästelungen. Der Vagus versorgt die äußeren Gehörgänge, den Kehlkopf, stimuliert Herz und Lunge, er versorgt ebenso die inneren Organe und er ist der Chef, wenn es um eine optimierte Verdauung geht.
Und jetzt kommen wir noch einmal zurück zum Atmen. Beim Ein- und Ausatmen schlägt das Herz unterschiedlich, bei Ausatmen ist es in der Regel etwas schneller. Dieser Unterschied ergibt den Spannungszustand des Vagusnervs. Bei gestressten Menschen ist der Sympathikus deutlich höher als der Parasympathikus und oft ist die Signalübertragung zwischen Vagus und Organe gestört. Wenn das Gleichgewicht im Körper gestört ist, kommt es irgendwann zu Funktionsstörungen und schließlich zur Krankheit.
Deshalb spielt der „vagale Tonus“, wenn es um Ruhe, Entspannung und Regeneration geht, eine große Rolle. Je höher der vagale Tonus ist, also die Aktivität des Vagusnervs, desto besser kann sich der Körper und die Psyche nach einer Stressphase erholen. Fast alle Traditionen der Welt haben das bewusste Atmen für sich entdeckt. Das „richtige Atmen“ ist eine Stressbremse und deshalb eine der wichtigsten Faktoren, wenn es um Entspannung geht.
Im Folgenden finden Sie einige Tipps, wie Sie den vagalen Tonus mit einfachen Übungen erhöhen können.
Sie können mehrmals am Tag einige Minuten bewusste Atmung praktizieren: über die Nase ganz tief in den Bauch langsam einatmen (ca. 3-4 Sek) ebenso lange Anhalten und wieder ca. 5-6 Sek ausatmen.
Falls Sie es noch nicht tun, lernen sie meditieren. In der Meditation (Stille des Verstandes) verlangsamt sich der Atem, senkt die Herzfrequenz und damit auch das Stressniveau.
Lange Spaziergänge, kalte Duschen, Summen, Gurgeln oder langsam leicht Joggen führt ebenso zu Aktivierung des Nervus vagus. Yoga, Qigong und leichter Sport hilft ebenso zu Atemregulierung und damit zu einem höheren vagalen Tonus. Zu einer gesunden Lebensweise zählt selbstverständlich auch eine ausgewogene Ernährung. Massagen, Lachen und Spielen tragen zu einem erhöhten vagalen Tonus und damit zu einem starken Immunsystem ebenso bei, wie soziale Kontakte, das Sonnenbaden und Musik hören. Helfen Sie ihrem Vagus und er hilft Ihnen für mehr Freude, Entspannung und ein gesünderes Leben.