„Die Kunst des Wartens besteht darin, inzwischen etwas anderes zu tun.“

Anbetracht der aktuellen Lage, habe ich mich für dafür entschieden ein Beitrag zu veröffentlichen und einige Gedanken mit meinen Mitmenschen zu teilen.

Heute habe ich ein Zitat von Heinrich Spoerl, ein deutscher Schriftsteller für meinen Beitrag ausgewählt. Wie Recht hat Spoerl, wenn wir den Satz beherzigen und die Zeit beim Warten wirklich nutzen.
Mit der Corona Krise erleben wir historische Zeiten und die Welt sortiert sich gerade neu. Jeden Tag bekommen wir neue Verordnungen und Richtlinien und immer wieder neue Nachrichten, die eine den anderen widerspricht. Die Situation verunsichert vielen, wir wissen nicht was kommen wird, wir wissen nicht wie es weitergeht, aber wir ahnen es, dass es sicher nicht mehr so sein wird, wie es einmal war. Es herrscht ein kollektiver Ausnahmezustand und jeder Mensch geht anders damit um.

Wir erleben eine noch nie dagewesene Situation, dass die ganze Welt mehr oder weniger „Ausgangsperre“ hat. Einerseits sind es sehr bewegte Zeiten, anderseits scheint aber irgendwie alles in einer Pause zu sein. Plötzlich haben wir Ängste, Befürchtungen und wir können nicht mehr das tun, was wir gewohnt sind. Auf einmal sind wir Zeitmilliardäre und gleichzeitig erleben wir Ungewissheit und Beschränkung. Und vor allem, sind wir nicht gewohnt, auf einmal nichts zu tun.
Viele von uns sind sehr gefordert, sind existenziell verunsichert und machen sich viele Gedanken darüber, wie es mit der Welt weitergeht. Manche Menschen reagieren mit Angst und Sorgen und andere sogar mit Zorn.
Wir konsumieren Nachrichten und unser alltägliches Leben läuft auf Autopilot. Viele Menschen reagieren jetzt stark auf die äußeren Dinge und der Verstand schickt uns ständig neue Gedanken für unser Kopfkino.

Es scheint so, dass jeder von uns mit sich selbst konfrontiert wird. Der eigene Zustand spiegelt sich in der Welt und gleichzeitig wird in uns teilweise der Zustand der Welt widergespiegelt. Mich hat die Situation auch sehr beschäftigt und durfte meine persönliche Angst hinter den Geschehnissen selbst spüren.
Gleichzeitig spürte ich die Angst und Panik einiger Klienten, die sich verzweifelt bei mir gemeldet haben und um Rat und Meinung fragten. Deshalb möchte ich hier einige Impulse auch öffentlich an alle geben, die meine Blogs lesen.

Wie können wir mit dieser Ausnahmesituation umgehen? Wichtig ist erst einmal anzunehmen, dass wir die äußeren Umstände im Moment nicht ändern können. Also erst einmal annehmen was ist, damit wir zur Ruhe kommen können. Wenn wir lange Zeit in Stress und sogar in Angst verbringen, befindet sich auch unsere Körper-System in einem Ausnahmezustand.
Durch Panik und Angst, wird flach geatmet und das bewirkt, dass wir noch mehr stress haben und dadurch nur krank werden können. In diesem Fall ist es sehr wichtig den Stresslevel nach unten zu fahren um in die Ruhe zu kommen. Wenn wir die Möglichkeit haben, können wir unsere Körper mit viel Bewegung, ganz besonders mit Spaziergängen in die Natur oder im Wald unterstützen, um uns zu erden. Falls sie Ausgangsperre haben, dürfen sie auch erfinderisch sein und das Treppenhaus für Bewegung nutzen. Wir können außerdem ein Fuß- oder ein Körperbad nehmen.

Aus dem Qigong kann ich selbst zwei sehr gute Übungen empfehlen, die uns helfen, den Stress aus unseren Zellen herauszubekommen.
Zum einen ist die Schüttelübung sehr effektiv, zum anderen haben wir die Möglichkeit unseren Körper abzuklopfen. Im Qigong wird die Übung „Meridiane klopfen“ genannt. Für beide Übungen gibt es genügend Beispiele im Netz, wie sie Sie am besten durchführen. Vielleicht mache ich hierfür demnächst ein paar kurze Videos, denn diese Übungen sind nicht nur für solche Krisen, sondern allgemein auch für Stresssituationen oder als Aufwärmübungen für Qigong sehr hilfreich.
Des Weiteren, können wir damit anfangen, dass wir uns selbst eine „Mediendiät“ anordnen und mit einem „Nachrichtenfasten“ das Ganze unterstützen. Sie können auch täglich mehrmals ein paar Minuten Atemübungen, mit bewusster tiefer Atmung in den Bauch hinein praktizieren.
Wenn wir den Stress aus unserem Körper herausbekommen haben, dann merken wir allmählich, dass wir wieder entspannen können. In entspanntem Zustand fällt es uns leichter inne zu halten und auf andere Gedanken zu kommen.

In stressigen Situationen hilft mir immer, meine Meditation zu intensivieren und mich etwas aus dem Geschehen zurück zu nehmen und eine Art „Beobachter Rolle“ einzunehmen.
Wir können uns selbst beobachten und in uns schauen: was geschieht gerade in mir? Was geschieht im Außen? Wie reagiere ich darauf? Wir müssen nicht in die Krise hineinspringen und schon lange nicht in ein Boot steigen, wenn es stark wackelt.
Durch Beobachtung fühlt man sich automatisch entspannter und der Atem wird ruhiger. Nur in ruhigen und achtsamen Momenten gelingt es uns unsere Gedanken und Emotionen mit einem gewissen Abstand zu betrachten und nicht ein Teil davon zu werden.
Erst dann gelingt es uns eine Art Standortbestimmung durchzuführen und die Dinge von einem anderen Blickwinkel zu betrachten.

Vielleicht können wir in solchen Momenten einiges in unserem Leben hinterfragen. Wo verleugne ich mich selbst und folge nicht meinen eigenen Bedürfnissen? Möglicherweise erkennen wir Elemente in unserem Dasein, die nicht mehr zu uns gehören, Dinge, die nicht mehr in unser Leben passen. So haben wir die Möglichkeit uns vom Ballast zu trennen. Vielleicht sogar von fremden Ansichten und äußeren Meinungen, von Glaubensmustern die wir schon lange mit uns schleppen.

Vielleicht überprüfen wir unsere Werte und Prioritäten, vielleicht verbessern wir unsere Beziehungen oder helfen Bedürftigen, die vielleicht jetzt mehr auf ermutigende zwischenmenschliche Unterstützung angewiesen sind denn je.
Nutzen wir einfach die Zeit, die uns jetzt geschenkt wird auf das Wesentliche zu konzentrieren. Besinnen wir auf unsere innere Kraft, auf Zuversicht und auf das Urvertrauen, das jeder von uns in sich selbst trägt.
Jede Situation, ganz besonders schwierige Situationen im Leben, bergen die größte Chance für uns als menschliche Wesen wachsen zu können.


Nutzen Sie die Zeit!

z.B mit Nachbarschaftshilfe (Vordruck)